1903 - Hochbahn-Ring nach G. Schimpff

In seiner Schrift "Hamburg und sein Ortsverkehr" aus dem Jahre 1903 bringt der 1919 verstorbene Verkehrsexperte Gustav Schimpff neben der Darstellung des damaligen Hamburger Straßenbahnnetzes auch den damaligen Stand der Planungen (18.12.1901) für die Ringlinie der Hochbahn. In einem Diagramm mit der Belastung der Straßenbahnstrecken (die Zahlen repräsentieren die angebotene Plätze pro Tag) ist als Strichpunkt-Linie der geplante Hochbahnring und die Strecke nach Ohlsdorf eingetragen. Damit man diese Linie im Gewusel der Straßenbahnen überhaupt bemerkt, habe ich sie rot markiert.

Dabei soll der Ring noch nicht über Mundsburg laufen, sondern eine Strecke am Eilbekkanal entlang. Die Straßenbahn nach Gr. Borstel ist noch ohne Zahl, da erst 1903 eröffnet. Wie man sieht, läuft die Hochbahn nicht immer dort, wo die stärkste Verkehrsnachfrage im Straßenbahnnetz war. Allerdings erschloss sie so preiswert und oberirdisch geführt neue Gebiete der Besiedlung zwischen Barmbek und Eppendorf. Die Zweiglinien nach Eimsbüttel und Rothenburgsort waren noch nicht vorgesehen, nach Rothenburgsort sollte es eher über Deichtor gehen.

Die Lage der geplanten Hochbahn und die vorgesehenen Stationen zeigt die nächste Graphik. Die gestrichelten Flächen zeigen die damalige Besiedlung und so ist eben auch zwischen Barmbek und Sierichstr. noch keine Station vorgesehen. Auch Eppendorfer Baum und Kellinghusenstr. ist zu einer Station an der Oderfeldstr. zusammengefasst. Sogar zwischen Rathausmarkt und Hauptbahnhof sollte durchgefahren werden, die Station Mönckebergstr. war ebenso wenig vorgesehen wie die am Baumwall (bei Baumwall ist die Zeichnung sehr undeutlich). Zwischen Uhlandstr und Wagnerstr kam eben nicht Mundsburg, sondern eine Station bei der Richardstr. am Eilbekkanal. Auch auf der Ohlsdorfer Strecke war Lattenkamp der erste Halt, an Hudtwalckerstr. war noch nicht gedacht.

Auf anderen Graphiken in diesem Buch tauchen auch die Stationsnamen auf. So waren vorgesehen Barmbek-Pestalozzistr (für Barmbek) - Barmbek-Markt (für Dehnhaide) - unbezeichnet (für Hamburger Str) - Richardstr - unbezeichnet (für Uhlandstr) - unbezeichnet (für Lübecker Str) - unbezeichnet (für Berliner Tor) - Hauptbahnhof - Rathaus - Baumwall - Hafentor (für Landungsbrücken) - Millerntor (jetzt St. Pauli) - Feldstr. - Sternschanze - Schlump - Hoheluftchaussee (für Hoheluftbrücke) - Eppendorf - Winterhude (für Sierichstr) - Barmbek-Pestalozzistr (für Barmbek). Da aber die S-Bahnstation schon schlicht Barmbek hieß, wurde auch die der Hochbahn so genannt und für Barmbek-Markt der Name Dehnhaide genommen. 

Weiter angedachte Linien sind gepunktet dargestellt. Dies betrifft einerseits eine beim Baumwall abzweigen Halbringlinie am Zollkanal entlang und über Amsinckstr und Rothenburgsort und von dort der Güterumgehungsbahn folgend bis Barmbek sowie eine den Hafen umrundende Linie bis Steinwärder. Die eingezeichnete Güterumgehungsbahn war übrigens nicht über Alsterdorf geplant, sondern weiter südlich etwa in der Linie Jahnring. Und bei der S-Bahn war eine Station zwischen Hasselbrook und Friedrichsberg noch nicht eingezeichnet (jetzt Wandsbeker Chaussee). Auch Rübenkamp (1913) und Alte Wöhr (1931) kamen später hinzu.

Es dauerte noch drei Jahre bis 1906, bevor mit dem Bau der Hochbahn begonnen wurde. Während dieser Zeit wurden demnach die Pläne noch ein wenig angepasst, so dass 1912 die Ringlinie eröffnet werden konnte wie wir sie kennen.