Zwischen Hamburg und Altona hatte die "Hamburg Altonaer Pferdebahn" (HAPf) seit dem 15.04.1878 eine gewinnbringende Pferdebahnverbindung hergestellt. Doch als die konkurrierende SEG (Straßen Eisenbahn Gesellschaft) ab 1894 ihre Linien elektrifizierte und bis St. Pauli verlängerte, kam die HAPf doch in gewisse Schwierigkeiten. Hier half nur die Elektrifizierung der eigenen Linien und außerdem entschloss man sich zu sehr modern anmutenden verkaufsfördernden Maßnahmen. | Zum einen wurde ein Einheitsfahrpreis von 10 Pfennigen für die Gesamtstrecke erhoben, die sich in Etappen bis zum Berliner Tor ausdehnte und zum anderen legte man Strecken durch viele Straßen in Altona und Ottensen wohl auch darum, um der SEG keine Möglichkeit zu lassen, selbst in Altona mit eigenen Bahnen aktiv zu werden. |
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Ab 26.01.1896 kam die erste elektrische Strecke in Gang. Die Schleife Königstr.
- Altonaer Bahnhofstr (jetzt Südteil Max-Brauer-Allee) - Gr. Bergstr wurde mit
Motorwagen betrieben. Auf der Schleife in umgekehrter Richtung zogen noch bis
07.03.1896 Pferde den Wagen.
Dann wurde es ernst. Am 31.10.1896 nahm die Bahngesellschaft, die sich jetzt Centralbahn (oder später auch Zentralbahn) nannte, ihre Schleifenstrecken in Ottensen in Betrieb. Eine mit rotem Schild am Wagen bezeichnete Roite lief über Königstr - A. Bahnhofstr - Am Felde - Gr. Rainstr - Hohenesch zur "Friedenseiche" und zurück über Bahrenfelder Str. zur Königstr. Die grüne Schleife kam über Gr. Bergstr - Jessenstr - Ehrenbergstr - Lobuschstr - Arnoldstr. zur Fischers Allee. Von dort ging es zurück über die Ottensener Hauptstr - Bhf. Altona - Gr. Bergstr. Der Altonaer Ring der HANWTC - später Linie [27] - fuhr auf den schwarz gezeichneten Gleisen von der Palmaille zur Allee.
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Ab Juni 1897 wurde die rote Schleife geteilt. Man sollte auch mit dieser Schleife am Bahnhof vorbei kommen. Zuerst fuhren die Wagen ab Lobuschstr wie die grüne Linie zur Fischers Allee, ab 22.12.1898 aber ebenfalls zur Friedenseiche (Hohenesch) und dann am Altonaer Bahnhof zurück. Jeder 2. Zug der roten Schleife nahm den Weg am Bahnhof vorbei. Diese Route firmierte als "rot-weiße" Schleife. Auf der Altonaer Bahnhofstr fuhr man links. So konnten die Fahrgäste auf dem mittleren Grünstreifen in Ruhe aussteigen, ohne gleich die Straße betreten zu müssen. Der Altonaer Ring musste sich dem anpassen und dehnte so das Linksfahrgebiet auch aus auf die Palmaille und die Allee (jetzt Max-Brauer-Allee). Entweder wechselte man nach einer anschließenden eingleisigen Strecke dann später auf Rechtsverkehr oder irgendwann (z.B. Breite Straße in Altona) musste man beide Gleise sich kreuzen lassen.
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Die Hamburg Altona North Western Tramway Co. (HANWTC) hatte sich inzwischen zur
Hamburg Altonaer Trambahn (HAT) gewandelt. Ab 22.07.1898 betrieb sie eine Linie
nach Bahrenfeld über den Bahrenfelder Steindamm, die spätere Linie [31].
Da die Gr. Bergstr von der Zentralbahn beansprucht war, fuhr diese Linie in
Richtung Bahrenfeld weiter nördlich durch den Lessingtunnel und die Barnerstr.
Nach Süden schloss das Gleis der späteren [31] bei der Friedenseiche an die
Zentralbahn an (schwarz eingezeichnet). Danach durcheilte die spätere [31] die Bahrenfelder Str., kam am Bahnhof vorbei, linksfahrend die Allee hoch und dann nach rechts abbiegend über Lornsenplatz und Esmarchstr zurück nach Hamburg. Der kleine schräge schwarze Strich rechts oben deutet diese Strecke an. Am 15.02.1899 eröffnete die HAT noch eine weitere Linie nach Bahrenfeld über die Friedensallee, die aber hier beim Altonaer Bahnhof die gleichen Gleise befuhr wie ihre Schwester über Bahrenfelder Steindamm. Diese Friedensallee-Linie wurde die spätere Linie [32].
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1900 schluckte die SEG die HAT und hatte so auch Betriebsrechte in Altona. Auch
der Elektrischen Bahn Altona Blankenese (EBAB), die ab 28.08.1898 an der grünen
Schleife der Zentralbahn an der Fischers Allee endete, konnte ab 14.12.1900
bis zum Altonaer Bahnhof vordringen. Nach Blankenese fuhr sie über eine
Strecke durch die Scheel-Plassen-Str (blau eingezeichnet) und dann über
Barnerstr zum Hohenzollernring - bis zum 30.09.1901 sogar im Verbundbetrieb mit
der SEG-Linie [9]. Das funktionierte so: Jeder 2. Zug der Linie [9] fuhr direkt
nach Blankenese und gleichzeitig startete ein Pendelwagen der [9] von Altona
nach Bahrenfeld (ebenfalls über die Scheel-Plessen-Str.). Fuhr die [9] direkt
nach Bahrenfeld, startete gleichzeitig am Bhf. Altona ein Zug nach Blankenese.
Die Linien der SEG hatten im Sommer 1900 Nummern erhalten. Der Altonaer Ring der ehemaligen HAT war die [27] geworden, die Bahrenfelder Linie über den Bahrenfelder Steindamm die [9], ab 1903 die [31] und die Friedensallee-Linie die [25], von 1903 bis 1905 dann [32] und danach [22].
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Am 19.10.1905 ordnete die SEG ihre Linien im großen Stil neu. Auch
Altona war davon betroffen.
Während die Zentralbahn unbeirrt ihre grünen, roten und rot-weißen Schleifen zog, kam bei der SEG einiges in Gange. Linie [31] nach Bahrenfeld blieb die [31] und das sogar bis 29.10.1955. Dann behielt sie zwar ihre Strecke, wurde aber mit ihrer Verlängerung nach Lurup in [1] umbenannt. Linie [32] wurde eingestellt und tauchte bald in Harburg wieder auf. Die Strecke über Friedensalle hieß jetzt erst einmal Linie [22]. Der Altonaer Ring wandelte sich zur Linie [29] und die [27] kehrte jetzt in einer großen Schleife bei der Ottensener Kirche über Klopstockstr. und um den Friedhof. Über die Allee gelangte sie zuerst zu Beim Schlump / Grindelberg und später sogar bis Hamm. |
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Um die Fahrzeit zu verkürzen, verzichtete die EBAB auf die Schleife über
Scheel-Plessen-Str und Barnerstr. Östlich der Bahnhofs wurde für sie eine
Kehrschleife gebaut. In der Ottensener Hauptstr. legte man ein zweites
Gleis, nur zwischen Bahrenfelder Str. und Bahnhof verhinderten dies
Anliegerproteste. Dort langte es aber immerhin noch zu einer Ausweiche, denn ihr
kam ja auf dem Weg nach Blankenese entgegen:
- die grüne Schleife der Zentralbahn (alle 5 Min) - die rot-weiße Schleife der Zentralbahn (alle 10 Min) - die Linien [22] und [31] der SEG (je Linie alle 10 Minuten) In der Ottensener Hauptstraße Richtung Westen waren also zwischen Bahrenfelder Str, und Bahnhof innerhalb von 10 Minuten 5 Züge unterwegs, im Durchschnitt einer alle 2 Minuten. Ab 01.05.1914 nahm die EBAB diese kürzere Strecke Ab 21.12.1913 war auf der Route Allee - Klopstockstr übrigens noch die neue Linie [40] hinzu gekommen. |
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Sielbauarbeiten in der Bahrenfelder Str. machten ab 18.01.1914
zeitweilig weitreichende Umbaumaßnahmen erforderlich. Die rote Schleife der
Zentralbahn endete am Spritzenplatz, die rot-weiße Schleife war zeitweilig
außer Betrieb.
Die Linien [22] und [31] fuhren jetzt über Gr. Rainstr in Richtung Bhf. Altona - also umgekehrt wie sonst die rote Zentralbahnschleife. Vermutlich ist bei dieser Gelegenheit die Weiche schon eingebaut worden, über die dann nach Ende der Zentralbahn die Bahrenfelder Linien vom Bahnhof Altona kommend an der Bahrenfelder Str in scharfer Rechtskurve meist klagend quietschend in die Gr. Rainstr. einbogen. Wie lange diese Arbeiten dauerten, habe ich noch nicht ermitteln können. |
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Während der Gartenbauaustellung in Altona wurden einige Linien der SEG,
die die Palmaille und Klopstockstr befuhren, bis zum Hohenzollernring
verlängert.
Wie oft bei Ausstellungen richtete man auch hier eine Sonderlinie ein. Sie erhielt sogar neue Kehrgleise in Front des Bahnhofes (violett auf Zeichnung "1914 c"). Die Kehrschleife an der Westseite des Bahnhofes war ja noch nur von Westen her ansteuerbar. Leider beendete der Erste Weltkrieg abrupt die sommerliche Gartensaison. Auch die erste Linie mit der Nummer [40] wurde 1916 eingespart. | ![]() |
Am 09.01.1921 starb die EBAB. Die S-.Bahn hatte die langsamere Konkurrenz
nach Blankenese an die Wand gedrängt.
Auch das Ende der Zentralbahn war abzusehen. Am 31.12.1922 endete deren Konzession. Schon seit dem Sommerfahrplan 1922 (nach anderen Informationen sogar schon seit 1920) wurde die ursprüngliche rote Schleife über Bahrenfelder Str. nicht mehr betrieben. Alle Wagen liefen über die sog. "rot-weiße" Schleife. Da inzwischen die SEG von der HHA übernommen worden war, wären also ab 01.01.1923 alle Hamburger und Altonaer Straßenbahnlinien in einer Hand. |
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Die Übernahme der Zentralbahn ab 01.01.1923 wirbelte die Bindung der Schleifen
an ihre bisherigen Endstellen durcheinander. Die Linien [22] und [31]
nach Bahrenfeld gaben ihren Weg über das nördliche St. Pauli auf und fuhren
jetzt über die Gr. Bergstr. Verstärkt wurden sie von der neuen Linie [40] bis
zur Friedenseiche (Hohenesch). Diese Liniengruppe erscheint in der Zeichnung
violett. Immer noch aber blieb es beim Linksverkehr und der Route dieser Linie
über Ehrenbergstr und Am Felde, weil in der Gr. Bergstr. Richtung Ottensen noch
kein Gleis lag
Der roten Schleife blieb daher nur die Anschlussstrecke zur Fischers Allee. Auf dieser blau gezeichneten Route agierten jetzt die Linien [8], [37] und [38]. Dabei fuhr die [8] alle 10 Minuten, die beiden anderen alle 20 Minuten, so dass insgesamt das Potential von 2 Linien vorhanden war. Ebenso wie die Zentralbahn bot man also anfangs einen 5-Minuten-Betrieb. Nach wie vor agierten in der Altonaer Bahnhofstr und der Allee (beide Straßen jetzt Max-Brauer-Allee) die Linien [27] und [29].
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Der 15.08.1923 vereinfachte vieles. Die Linien [38] und [40]
wurden eingestellt, die [37] wanderte zur Gr. Bergstr. So ergab sich
folgende Situation:
- Einführung des Rechtsverkehrs - über Königstr. jetzt die Linie [4] und [8] und über neue Weichen zur Klopstockstr. Vorübergehend gab es jetzt keine direkte Verbindung mehr von der Königstr zum Bahnhof. - Linien [22] und [31] von und nach Bahrenfeld in beiden Richtungen über Ottensener Hauptstr. und Gr. Bergstr - Linie [37] in beiden Richtungen über Ottensener Hauptstr bis zur Schleife Bleickenallee (Tresckowallee) - Linie [39] nach Eidelstedt kehrt am Bahnhof Altona in der Schleife der EBAB, die zum Wenden in Richtung nach Osten umgebaut wurde (blau gezeichnet). - Linien [27] und [29] unverändert über Allee und Altonaer Bahnhofstr. Die [27] kehrte jetzt aber über die rot gezeichnete kürzere Schleife um das neue Rathaus in Altona. Horst Buchholz * 29.07.2007 |