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Diese Zeichnung wiederum ist exakt datiert - auf den 28.8.1961. Damit fällt sie zeitlich ebenfalls in die Diskussion nach dem Senatsplan von 1955. Die Versprechen dieses Planes waren erkennbar zu umfangreich und wären natürlich auch kaum zu bezahlen gewesen. Es ging somit in den Jahren um 1960 um eine realistische Einschätzung der Planungen. Ich erhielt die Zeichnung als "Dachbodenfund" aus dem Umfeld des Herrn Tappert. Die Graphik diente vermutlich als interne Diskussionsgrundlage. |
Zunächst fällt auf, dass die Linie nach Wandsbek und von dort in die Walddörfer bereits in voller Länge als existent eingezeichnet ist, obwohl sie am 2.7.1961 erst bis zur Lübecker Straße eröffnet worden war. Der weitere Linienverlauf war also noch Baustelle. Auch die jetzt als U2 betriebene Linie Niendorf - Billstedt war zumindest ab Hagenbeck als quasi festgelegt mit Doppelstrich eingezeichnet. Allerdings war ihr Ostende nicht in Mümmelmannsberg, sondern in Oststeinbek geplant. So waren diese Planungen eben bereits so weit vereinbart oder teilweise bereits in Bau, so dass über diese Strecken nun kein größerer Diskussionsbedarf mehr bestand. Allerdings wurde zwischen Gänsemarkt und Schlump nur eine Haltestelle (Messehallen) eingefügt statt der auf der Zeichnung noch sichtbaren zwei Zwischenstationen. Weitere geplante U-Bahn-Linien sind dann in zwei unterschiedlichen Strichstärken eingetragen. In einer dünneren gepunkteten Linie sehen wir den Alsterhalbring, seine Verlängerung als Bogen durch Hamm zwischen Burgstraße und Meßberg und die daran anschließende Hafenrandlinie (auf der unteren Zeichnung hellblau). Diesen bereits seit 1949 bestehende Planunngen wurde offenbar inzwischen eine mindere Priorität zugeschrieben - verdeutlicht durch die dünnere Linie. |
Interessant sind die mit der stärker gestrichelten Linie dargestellten Planungen, die offenbar einen höheren Grad von Priorität erhalten sollten. Auf der zweiten Graphik sind diese Strecken von mir in indigo markiert worden. Zwei der Strecken begegnen uns schon in der Planung von 1937 - einerseits eine Route St. Pauli - Altona - Bahrenfeld - Lurup und andererseits die Strecke, die an der Karolinenstraße abzweigend über Rentzelstr. - Grindelberg - Hoheluftchaussee nach Niendorf führt. Neu sind außerdem geplante Strecken zwischen Hauptbahnhof-Nord und Sengelmannstraße über Uhlenhorst und eine Dehnhaide abzweigende Strecke nach Bramfeld und Karlshöhe. Ergänzt wird die Bramfelder Strecke hier interessanterweise durch eine neue Verbindung Barmbek - Dulsberg - Wandsbek-Gartenstadt. Diese Kreuzungsstation der Hochbahn in Barmbek würde sich bei unterirdischer Führung beider Strecken dort anbieten. Der "Ring" hätte dann an jeder Seite einen Henkel bekommen. Angedacht war aber auch eine oberirdische Querung der S-Bahn östlich von Barmbek und eine Linie im Zuge der Osterbek nach Wandsbek-Gartenstadt. Die Strecken über Uhlenhorst und St. Pauli nach Altona erscheinen bekanntlich in späteren Planungen verbunden als "U4 alt" und als durchlaufende Linie Hauptbahnhof-Nord - Jungfernstieg parallel zur U2. Nach dieser Planung sollte offenbar auch die Lokstedt - Niendorfer Linie mit auf dieser Strecke laufen und dann bei der Karolinenstraße abzweigend zur Hoheluft führen. Ihr östliches Ende hängt in diesem Plan so ein wenig in der Luft und könnte sowohl in Billstedt als auch über den Ostteil des "Ring" geführt in Bramfeld enden. Die jetzt mit der im Bau befindlichen U5 als Kreuzungsstation aufgewertete Haltestelle Sengelmannstraße war 1961 als Ende der Uhlenhorster Linie gedacht. Ein weiter gehendes Endstück z.B. zum Flughafen war nicht konkret geplant. So kam später die Idee auf, dieses lose Linienende zu nehmen, um Verkehr aus dem Norden von der Linie unter der Rothenbaumchaussee abzuleiten, damit vom Stephansplatz und nicht von der Karolinenstraße der Abzweig der Linie nach Niendorf möglich wäre. Dadurch vermied man eben die Führung auch noch der Niendorfer Linie durch den Tunnel Jungfernstieg - Hauptbahnhof-Nord. Dieser Entwurf ist also noch etwas sparsamer als der auf der vorigen Seite präsentierte Plan - weggefallen ist eine Hafenlinie als Verlängerung der Niendorfer Linie von Karolinenstraße über Baumwall mit einem Tunnel dort unter der Elbe. Ebenso ist die Verbindung der Bramfelder Linie mit der Uhlenhorster Linie über Saarlandstaße aufgebrochen. Der Uhlenhorster Zweig läuft in diesem Plan über Borgweg zur Sengelmannstr. und der Bramfelder Zweig über den Bahnhof Barmbek. Insgesamt ist dieses Papier wegweisend in der Priorisierung der Radialstrecken, die die Straßenbahn ersetzen. Der Alsterhalbring fungiert inzwischen als ein "nice to have" und die Hafenrandlinie hat etwas irgendwie nostalgisches. Ihre Wertigkeit verlor sie in der Realität ohnehin mit dem Bau der City-S-Bahn über Landungsbrücken und Reeperbahn. |
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