1907 - Rothenburgsorter Linie

Im Begleitbuch wird sie leider nicht erwähnt, sondern nur auf einer der Schautafeln gezeigt während der Ausstellung "Unterwegs" (90 Jahre Hamburger U-Bahn) im Museum der Arbeit 2002 -  eine erste Erweiterungsplanung des von 1912 bis 1915 eröffneten Grundnetzes der Hamburger Hochbahn. Daher habe ich mir diese Planungsidee notiert. Es handelt sich hauptsächlich um eine Verlängerung der Rothenburgsorter Zweigstrecke. 

 

Das auf der obigen Graphik noch blau (im Bau) gezeichnete Grundnetz mit der RING-Linie und den Seitenästen nach Eimsbüttel (Hellkamp), Ohlsdorf und Rothenburgsort wurde noch während der Bauphase schon gedanklich erweitert. Zum einen sollte zwischen Berliner Tor und Spaldingstr. ein Gleisdreick im Tunnel (siehe violette Strecke) entstehen, über das Züge von Barmbek direkt zur Rothenburgsorter Strecke gelangen konnten und auch auf eine angedachte Linie ab Süderstr. über die Elbbrücken zum Freihafen übergehen konnten. Zwischen Berliner Tor und Hauptbahnhof war eine Abzweighaltestelle "Lindenstr." vorgesehen, von der aber nur der nördliche Bahnsteig im Rohbau erstellt wurde. Eine Station "Lindenstr." ging nie in Betrieb.

Weitergehend war der Plan, die Rothenburgsorter Strecke ab Hauptbahnhof zu verlängern über Lange Reihe, Mundsburg und Bachstr. bis Borgweg. Potentiell in das Auge gefasst war eine weitere Führung der Linie über Lattenkamp nach Gr. Borstel. Ein verbreiterter Brückenpfeiler bei der als Verzweigungsbahnhof dreigleisig geplanten Station "Lattenkamp" soll hier als Vorleistung schon vorhanden sein. Kritisch wäre hier allerdings die westliche Ausfädelung aus dem Hauptbahnhof. Auf der Graphik war sie in unrealistisch scharfer Kurve vorgesehn - hätte aber wohl zumindest den Hauptbahnhof über Glockengießerwall umkurven müssen.

Mit einer Führung über Bachstr. bis Borgweg hätte diese Linie zwar Bereiche in Barmbek-Süd und Winterhude erschlossen, die bisher von der Straßenbahn nicht direkt bedient wurden. Diese Linie hätte aber zwei Nachteile: Sie fuhr nicht in die Hamburger Innenstadt und im Gesamtnetz mündeten dann zwei Zweige nach "links" in den RING. So würden alle drei Strecken von Barmbek, Ohlsdorf und Hellkamp über St. Pauli und die Innenstadt über den Ostteil des RING führen, wenn nicht z.B. Hauptbahnhof oder Berliner Tor Züge aussetzen würden.

Im Jahre 1909 - nach vor Vollendung der RING-Linie der Hochbahn - plante man dann auch eine entsprechende vom Hofweg abzeigende Straßenbahnstrecke über Barmbeker Str. praktisch als Ersatz für die Hochbahn-Linie. Diese Straßenbahnstrecke, auch noch 1919 in der Planung, wurde allerdings nie realisiert. Außerdem wurde am 01.10.1909 die Straßenbahnlinie "35" vom Mühlenkamp über Winterhuder Weg, Kuhmühle, Steinhauerdamm und Heidenkampsweg zur Veddel und kurze Zeit später zum Freihafen eröffnet, die die geplante Verkehrsbeziehung zum gewissen Teil aufnahm. In weiteren Ausbauplanungen taucht diese Strecke der Hochbahn dann in dieser Form nicht wieder auf. Nur im 1955 geplanten U-Bahn-Netz ist die dort als "3" bezeichnete Linie ein gewisser Abklatsch dieser frühen Erweiterungsidee.