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Im Hamburger Korrespondent vom 15.12.1924 veröffentlichte
Baudirektor Sperber "seinen" Erweiterungsplan für das Hamburger
Hochbahnnetz. Seit 1918 war in der Hamburger Bürgerschaft als nächste Hochbahn-Linie die Strecke nach Horn im
Gespräch. Im März 1918 gab es z.B. noch mitten im Ersten Weltkrieg
ausführliche Beratungen in diesem Gremium über diese Frage. Dabei muss man bedenken, dass sich Hamburg bis 1937 in engeren
Grenzen als heute befand. Altona und Wandsbek gehörten zu
Preußen und Hochbahnstrecken dorthin wollte der Hamburger Staat natürlich
nicht allein bezahlen. Da das Gelände in Horn aber zu Hamburg gehörte, bot
sich dort ebenso der Bau von Wohnungen an und deshalb dorthin eine Hochbahnlinie
wie nach Langenhorn und in die Walddörfer,
die ja ebenfalls hamburgisches Gebiet waren.
Einzige Ausnahme einer Linie "ins Ausland" war die 1920 durch Herrn Stein (Vorsitzender der HHA) angedachte Linie in das preußische Bramfeld, die hinter der Habichtstr. von der damals neuen Walddörferbahn abzweigen und zum Ostende des Friedhofs auf Bramfelder Gebiet führen sollte (Zwischenstationen "Hellbrook" und "Steilshooper Str."). Dieser Plan wurde aber vom Senat abgelehnt (entsprechende Korrespondenz konnte ich im Staatsarchiv einsehen).
Der Plan von Baudirektor Sperber zeigt ein System von vier Linien. Dabei sollte der Ring (hier zur Identifizierung mit "1" bezeichnet) von Schlump an enger über Schröderstiftstr und Kaiser-Wilhelm-Str. in Richtung Rathaus geführt werden. Der verbleibende Teil des Ringes über Landungsbrücken sollte mit der Hellkamp-Linie verbunden werden, über Spaldingstr. führen und zum Freihafen geleitet werden (siehe "2"). Für diese Linie baute man schon vorsorglich die noch heute vorhandene Konstruktion im 2. Stock der Freihafenelbbrücke. Die Ohlsdorf - Langenhorner Linie (siehe "3") sollte über Rothenbaumchaussee direkt in die Stadt geführt werden (sog. "Kell-Jung"-Linie) und über Messberg und Spaldingstr. entweder über Eiffestr oder Hammer- und Horner Landstr. nach Horn führen. Schließlich die Walddörfer-Linie: Hier dachte der Stadtbaudirektor an eine Führung von Barmbek entlang des Osterbekkanals (Strecke "4"), einem Alstertunnel und der Aufmündung in die Rothenbaum-Linie bei Hallerstr. Bis Messberg mit ihr gemeinsam laufend sollte die Linie dann über Süderstr Rothenburgsort erreichen und potentiell bis Bergedorf verlängert werden können. Auch dabei muss man wieder berücksichtigen, dass die Gegend bis Bergedorf Hamburger Gebiet war. Der ganze Plan war also eine reine innerhamburgische Angelegenheit. Nach Altona verließ man sich auf die S-Bahn und die Vielzahl der damals existierender Straßenbahnlinien. Auch Wandsbek und Niendorf fanden keine Berücksichtigung, weil sie ja noch "Ausland" waren. Deshalb der Bogen der mit "4" bezeichneten Strecke, um zwei nach Osten orientierte Vorortlinien miteinander zu verbinden. Gleichzeitig wäre so auch eine alternative und kurze Strecke Barmbek - westliche Innenstadt zustande gekommen. In Angriff genommen wurde von diesen Planungen zuerst statt der Horner-Linie dann doch die Verbindung der Langenhorner Linie über die Rothenbaumchaussee mit den Stationen Klosterstern, Hallerstr, Stephansplatz und Jungfernstieg. Auf eine Station bei der Johnsallee wurde verzichtet, weil damals der Straßenbahnlinie "18" die Feinverteilung übertragen wurde. Die sog. "Kell-Jung"-Linie (heute U1) sollte als Schnellverbindung dienen. Die Eröffnung der Linie über die Rothenbumchaussee erfolgte von 1929 bis 1931 bis zur Station Jungfernstieg, die damals in deutlicher Entfernung zur Station Rathaus der Ringlinie angelegt wurde. Bis 1960 wurde das Hochbahnnetz dann nicht mehr erweitert. |