1938 - Konstanty Gutschow
Im Zusammenhang mit den Ausbau-Planungen Hamburgs sollte auch das Eisenbahn-System umgebaut und das S-Bahn-Netz ausgebaut werden. Kernpunkt war der Wegfall des Kopfbahnhofes Altona und der Bau eines neuen Durchgangsbahnhofes im Westen Hamburgs. Auch aus diesen Gründen und außerdem als Auswirkung der Vereinigung Hamburgs mit Altona und weiteren Umlandgemeinden zur Stadt in ihrem jetzigen Umfang sollte das U-Bahn-Netz angepasst werden. Gutschows Plan (zuletzt dargestellt in "Unterwegs - 90 Jahre Hamburger U-Bahn" vom Museum der Arbeit 2002) hatte eigentlich weniger phantastischen Umfang wie der spätere Senatsplan von 1955. Er war die logische Konsequenz aus den neuen Eisenbahnplänen und machte auch ein paar kühne Schnitte in das bestehende Netz. Nach Lurup, Niendorf und Bramfeld allerdings waren keine Linien vorgesehen.

 

 

Die kurven- und steigungsreiche Strecke zwischen Rödingsmarkt und Rathausmarkt sollte durch eine neue Trasse mit sanfterer Kurve und sanfterer Steigung etwa im Zuge des heutigen Steintwietenhofes ersetzt werden. Dieser Plan war auch nach dem zweiten Weltkrieg noch einige Zeit aktuell. Nicht verwunderlich, denn manche von Gutschowa Mitarbeitern waren auch nach dem Krieg wieder an den Planungen beteiligt. Nur Gutschow selbst hatte man danach kaltgestellt. Zwischen Sternschanze und Baumwall sollte die Ringstrecke über Schanzenstr, Neuer Pferdemarkt und Davidstr. mehr nach St. Pauli ausholen, statt unter dem unbesiedeltem Heiligengeistfeld zu laufen. 

Kernstück seiner Planung war eine Station Hauptbahnhof, von der aus wie im Generalverkehrsplan 1937 vier Radialstrecken nach Osten liefen: der RING nach Barmbek, ein neuer und auf kurzer Strecke geführter Anschluß in die Walddörfer mit S-Bahn-Verbindung bei Friedrichsberg, eine neue Strecke nach Horn und Billstedt in der seit Baudirektor Sperber vorgegebenen Route und die vorhandene Strecke nach Rothenburgsort.  Der Anschluss nach Westen sollte durch das Hauptgeschäftsgebiet Mönckebergstr. als viergleisige Strecke geführt werden - 2 Gleise nach Westen stellte die vorhandene Strecke unter der Mönckebergstr. dar und die beiden Gleise nach Osten sollten unter der Steinstr. laufen. Die "Barkhof" (jetzt Mönckebergstr.) ergänzende Haltestelle in Ostrichtung läge dann in der Steinstr. bei der Jacobikirche. Die noch 1937 geplante fünfte Innenstadtlinie über Messberg war also beim Gutschow-Plan eingespart worden und ebenso das Gleisdreieck bei der Süderstr..

Weiter nach Westen spaltete sich diese Hauptstrecke in drei Äste - über Rathaus zum Baumwall und Richtung Neues Rathaus Altona, über Jungfernstieg zum Gänsemarkt und Neuer Pferdemarkt, über Jungfernstieg nach Millerntor und zur Rothenbaumchaussee. Selbst wenn in dem abgedruckten Plan die Linien nicht mit Nummern oder Buchstaben bezeichnet sind, sondern nur durch verschiedene Farben unterlegt sind, so kann man in der City vier Durchmesserlinien annehmen (1. violett = RING, 2. grün = Eimsbüttel - Horn wie etwa jetzt die U2, 3. blau = Rothenbaumchaussee - Rothenburgsort wie schon im Sperber-Plan und 4. braun = Walddörfer - Eilbek - Elbufer.)

Eine gelb gezeichnete Querlinie reichte von der Emilienstr unter dem Alstertunnel bis zur Burgstr. Der eigentliche RING sollte wohl - wenn man dem Farbschema der Linien folgt - nach Westen über den neuen Bahnhof und auch über "Altona" ausgeweitet werden. Die Linie aus dem Hafengebiet hatte (vermutlich aufgrund ihrer Tiefenlage unter der Elbe) ihren ersten Verknüpfungspunkt erst am Millerntor. Die nördliche Weiterführung nach dem neuen Knoten "Bundesstr." (statt Schlump) ließ das Farbschema offen (über den RING und Kellinghusenstr. bis Barmbek ?)

Auf die Zwickel-Strecke zur Jarrestadt verzichtete der Gutschow-Plan und ebenso auf die Weiterführung des Alster-Halbrings durch Hammerbrook wie in den Plänen von 1937 und auch noch von 1955. Bemerkenswert ist weiterhin, dass Linien nach Niendorf oder im Bereich Uhlenhorst und Winterhude-Süd nicht vorgesehen waren. Hier sollte offenbar weiterhin die Straßenbahn als Verkehrsträger fungieren.  

Die kompliziert werdende Struktur des U-Bahnnetzes im Hamburger Westen noch einmal im Detail (Quelle = Schnellbahnbauamt 20.01.1941). Noch ist der Bahnhof Altona eingezeichnet aber man sieht schon die Umsteigestation zur U-Bahn beim geplantem "Westbahnhof" in der Nähe Holstenstr. Zugunsten der Umsteigestation an der Bundesstr. sollte die Haltestelle "Schlump" verschwinden und ab Sternschanze machte der RING seinen Bogen nach Westen über Schanzenstr zum Neuen Pferdemarkt (statt zur Station Feldstr.) und dann über die Davidstr. Die Haltestellen Christuskirche und Emilienstr. sollten nach Westen verschoben werden. Auch die geplante begradigte Führung zwischen Rathausmarkt und Baumwall ist gut zu erkennen - statt beim Rödingsmarkt läge die neue Haltestelle in der Nähe der Nikolaikirche und eine neue Station käme hinzu bei der Kreuzung Große Bleichen / Hohe Bleichen durch die neue Linie Richtung Altona.. 

Interessant sind daneben vielleicht noch die Stadion-Planungen jener Zeit. Im Gebiet der heutigen City-Nord war eine große von der S-Bahn Rübenkamp und der U-Bahn Sengelmannstr. (dort neue Station) gut erreichbare Anlage geplant. Neben dem Stadion sollte eine HJ-Hochschule und weitere "Jugendförderung" installiert werden. Eine Variante dieser Pläne hier: